Wissensvermittlung im Hundetraining – welche Varianten gibt es? – von Pia Gröning

Ich (Pia Gröning) bin seit über 20 Jahren im Hundetraining tätig. Parallel zu den Fortbildungen im Bereich Hundetraining, habe ich Pädagogik mit den Schwerpunkten Erwachsenenbildung und Psychologie studiert. 

Mein Schwerpunktthema beim Hund ist das Antijagdtraining – auch wenn ich Jagdscheininhaberin bin :-).

Dieses Antijagdtraining ist erhältlich als

  • Buch, auch Hörbuch, auch in Englisch
  • DVD
  • Onlinekurs (reiner Selbstlernkurs, betreuter Gruppenkurs und exklusive Einzelbetreuung)
  • wöchentlicher Hundeschulkurs mit fester Teilnehmergruppe, ggf. auch mit Onlinetheorie
  • wöchentliche offene Gruppe mit wechselnden Teilnehmern
  • Abendvorträge – live vor Ort und als Live-Zoom
  • einzelne Schwerpunkte als 2-5-stündige Workshops
  • Seminarwochenende
  • Seminarwoche mit Theorie und Praxis
  • Seminarwoche mit Onlinetheorie, Live-Zooms und Live-Praxis/Hundetraining im Urlaub
  • Einzeltraining-Paket mit Onlinetheorie und Live-Praxis
  • Kurskonzept für Trainer-Kollegen
  • Zusatzqualifikation für Trainerkollegen

Falls noch jemand eine Variante kennt, die ich nicht ausprobiert habe – schreibt mir gerne 🙂

Bücher

Während vor 20 Jahren ein gutes Hundebuch eher die Seltenheit war, ist de Buch-Markt gefühlt komplett überlaufen. Es scheint mir auch so, dass klassische Bücher aus Papier insgesamt weniger gelesen werden.

Nichtsdestotrotz kann ein Buch einen guten Überblick bieten und für Menschen, die Gelesenes gut in der Praxis umsetzen können, eine große Hilfe sein. Es ist im Vergleich zu den restlichen Optionen außerdem die günstigste Möglichkeit sich weiter zu bilden.

DVD

Das Medium DVD ist inzwischen wohl eher die Seltenheit geworden und von Onlinekursen abgelöst worden. 

Onlinekurse

Onlinekurse machen es möglich, dass der Nutzer – vorausgesetzt er hat einen Computer/Tablet oder Smartphone und W-Lan – von überall Zugriff auf neuen Input hat. Viel hängt von der Aufbereitung des Kurses ab. Wird ausschließlich der perfekte Übungsaufbau gezeigt, ist der Umsetzungserfolg sicherlich geringer als wenn verschiedene Lösungswege aufgezeigt werden, häufige Fehler und was zu tun ist, wenn der Hund anders reagiert als beim perfekten Aufbau. Ergänzungen wie z.B. Handouts zu den praktischen Übungen, Theorieeinheiten, um Zusammenhänge klar zu machen, die Option Videos bei Fragen einzusenden, der Austausch mit dem Trainer etc. entscheiden darüber, wie effizient der Onlinekurs ist. Außerdem muss der Nutzer fähig sein, das Gesehene umzusetzen und sich ggf. auch selbst zu reflektieren. Die Option sich Inhalte erneut anzusehen, in kleinen Mengen und dann, wenn es für einen selbst gerade gut passt, ist auf jeden Fall ein riesiger Bonus. Durch das Wegfallen von Reisekosten, sind Onlienkurse durchaus noch eine günstige Variante der Fortbildung. Von der Effizienz her, also dem Trainings-Ergebnis, stehen sie bei mir sehr weit oben.

Wöchentlicher Hundeschulkurs

Man sollte meinen, dass es am Effektivsten ist, wenn man jede Woche einen überschaubaren Input bekommt, Hausaufgaben und dann die Woche darauf den nächsten. Tatsächlich kann ich das nicht bestätigen. Die Ergebnisse liegen in meiner Wahrnehmung eher im mittleren Bereich. Denn oft habe ich zu hören bekommen, dass die Woche halt sehr voll war, die Möglichkeit zum Üben beschränkt, Krankheit (man selbst, das Kind oder der Hund) usw.. Auch die Vorbereitung durch die Onlinetheorie war eher mäßig. Die Kursstunde wurde halt so „reingequetscht“ in den im Laufe der Jahre immer voller wirkenden Alltag.

Wöchentliche offene Gruppen

… machen meiner Erfahrung nur Sinn, wenn es vorher einen Basis-Kurs gegeben hat, den die Teilnehmer alle absolviert haben. Sonst startet man immer wieder bei 0. Zum Plausch, um eine schöne Zeit zu haben, um Übungen aufzufrischen oder zu verfeinern ist diese Gruppenform optimal.

Abendvorträge

Je nach Thema ist Theorie ein wichtiger Aspekt. Live-Abendvorträge haben auch soziale Komponenten. Man “kommt raus“, lernt andere Menschen kennen, kann Netzwerken, kann dem Referent am Rande ggf. Fragen stellen, etc.. Allerdings ist es sowohl ein höherer Zeit- als auch Kostenaufwand an einem Vortrag teilzunehmen. Da diese meist um die 2 Stunden dauern, ist der Radius um den Aufenthaltsort wahrscheinlich auch eher klein und damit auch die Auswahl. Die Zoom-Variante ist wesentlich unpersönlicher. Großer Vorteil ist hier, dass der Vortrag normalerweise hinterher auch als Aufzeichnung bereit steht, so dass man sich einzelne Passagen immer wieder nochmal anhören kann. Die Reichweite ist nahezu unbegrenzt und somit werden auch „Nischen-Themen“ angeboten. Bei beiden Varianten wird der Inhalt visualisiert. Es besteht die Möglichkeit Verständnisfragen zu stellen. Vom Umfang her ist es eher ein Reinschnuppern in ein Thema.

einzelne Schwerpunkte als 2-5-stündige Workshops

Wenn der Kunde nicht das Komplettpaket benötigt und dies auch fähig ist zu erkennen, dann kann ein Themenschwerpunkt-Workshop sinnvoll sein. Ansonsten ist es ähnlich wie bei den Abendvorträgen – nur halt in praktischer Form – eher ein Hineinschnuppern oder Anreißen des Themas. Oft ist die Effizienz dieselbe wie bei einem ganzen Seminarwochenende, weil Mensch und Hund nun mal nur begrenzte „Speicher-Kapazitäten“ haben. 

Seminarwochenende

Um andere Themen und Methoden kennen zu lernen, hat es sich bewährt kompakte Kurse, meist Seminare genannt, anzubieten. Diese sind attraktiv für Teilnehmer mit weiterer Anreise und/oder der Referent reist von weiter weg an. 

An 1 – 2 Tagen (meist ist ein Wochenende usus) ist der Input sehr komprimiert. Es gibt reine Theorieseminare, ein Wechsel aus Theorie und Praxis (anspruchsvoll für den Veranstaltungsort) als auch reine Praxis-Seminare (meist dann mit mehreren Gruppen, weil der Hund nicht den ganzen Tag praktisch trainieren kann). Meiner Erfahrung nach ist die Aufmerksamkeitsspanne der Teilnehmenden in den letzten Jahren drastisch gesunken. 7-8 Stunden am Tag Input inklusive Pausen überfordert inzwischen viele Menschen. Der Lerneffekt ist im Verhältnis zum Zeitaufwand recht gering. Auch der Lerneffekt beim Hund hält sich in Grenzen. Um in ein Thema einzusteigen, die Arbeitsweise eines Referenten kennen zu lernen, neue Impulse zu bekommen etc. ist das eine gute Möglichkeit. Auch hier kann durch gute Unterlagen für die „Nacharbeit“ die Effizienz gesteigert werden.

Seminarwoche mit Theorie und Praxis

Im Vergleich zu den Wochenendseminaren ist der Input pro Tag bei Seminarwochen oft etwas kürzer als bei den Wochenendveranstaltungen. Wenn der Input sich über mehrere Tage erstreckt, dann hat der Effekt eine Nacht darüber zu schlafen oder am selben Tag noch eigenständig die Inhalte umzusetzen eine bessere Effizienz. Oft bewirken diese mehrere Tage am Stück sich einem Thema widmen auch bereits einen Umlerneffekt beim Hund. Dauert die Veranstaltung allerdings auch den ganzen Tag, dann gilt dasselbe in noch intensiverer Form wie beim Wochenendseminar beschrieben.

Seminarwoche mit Onlinetheorie, Live-Zooms und Live-Praxis/Hundetraining im Urlaub

Diese Variante ist inzwischen mein Liebling. Bereits die Onlinetheorie allein erzielt schon sehr positive Effekte mit all den beim Abschnitt „Onlinekurse“ vorgestellten Vorteilen. 1,5 bis 2 Stunden praktisches Training pro Tag sind für die Hunde mehr als genug. Wenn der restliche Tag dann dafür genutzt wird das Gelernte zu üben oder einfach zu relaxen, dann ist der Lerneffekt enorm hoch. Bereits nach den 5 Tagen sind bei Mensch und Hund Trainingserfolge zu verzeichnen. Die Menschen melden sehr oft zurück, dass sie vorher dachten, dass 2 Stunden praktisches Training zu wenig sei und das völlig unterschätzt hätten. Kombiniert man die Praxis dann nachträglich noch mit einem Zoom, dann gibt es ein weiteres Ziel am Training dran zu bleiben und auch im Alltag zurück gekehrt aufgekommene Fragen zu klären. Diese Variante allein ist günstiger als das Einzeltraining. Im Hinblick auf die Übernachtungskosten kann sie allerdings die Teuerste werden – und auch die Zeitaufwendigste.

Einzeltraining-Paket mit Onlinetheorie und Live-Praxis

Im reinen Einzeltraining kommt oft die Theorie zu kurz. Die Kombination des Einzeltrainings mit Onlinetheorie ist für mich perfekt. Allerdings ist diese Variante für den Kunden auch die Teuerste. Besonders wenn der Hund nicht gruppentauglich ist, aber auch wenn der Mensch sich bei der Umsetzung schwer tut, ist bei dieser Variante die Effizienz am höchsten und die Teilnahme gemeinsam mit dem Onlinekurs die stressärmste Variante.

Fazit

Zusammengefasst sind meine Lieblinge die Onlinekurse, das Einzeltraining-Paket und die Seminarwochen kombiniert mit Onlinetheorie und Urlaub. Hier gelingt die Wissensvermittlung und letztendlich die Lösung des Kundenproblems am Besten.

Allerdings sieht das ein Kunde VOR der Buchung oft anders. Hier bekomme ich durchaus öfter Zweifel zu hören, ob so ein Onlinekurs was bringt oder das ein Wochenende sich Zeit nehmen statt 5 Tagen bevorzugt würde. Doch HINTERHER tönt es ganz anders 😉 Dann sind alle happy und sich einig, dass es mehr nicht hätte sein dürfen – weder für sich selbst, noch für die Hunde.

Berufliche Fortbildungen speziell für Hundetrainer/innen sind für mich eine Ausnahme. Hier knüpft der neue Input an vorhandenem Wissen an, so dass der Input besser abgespeichert werden kann. Auch Trainerhunde sind es normalerweise gewohnt länger und fokussierter zu trainieren als der normale Familienhund. Trotzdem haben Anke Lehne und ich unser Zusatzmodul Jagdverhalten ebenfalls im Laufe der Jahre angepasst und bieten nun einen Mix aus Online-Theorie und Praxis an. So konnten wir die Live-Seminare auch zeitlich kürzen plus all die Vorteile, die Onlinetheorie nun mal bietet – auch im Hinblick darauf, dass die Teilnehmer/innen auch nach der Fortbildung Zugriff darauf haben trotz der sehr guten Unterlagen, die wir zusätzlich aushändigen.

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