Jagdschein für den Jagdhund? – von Anke Lehne

Regelmäßig werde ich von Kunden, die einen Jagdhund besitzen, gefragt, ob es sinnvoll sei, wenn sie für ihr Tier den Jagdschein machen würden oder ob der Hund nicht wenigstens jagdlich ausgebildet werden sollte.

Letztere Idee sollte man besser sofort vergessen und das gleich aus mehreren Gründen. Der Hund lernt mit und an Wild zu arbeiten, es gibt wenig bis nichts, was dies aus seiner Sicht noch toppen könnte. Doch kaum hat er die Ausbildung abgeschlossen, wird er genau dies nie wieder tun dürfen. Erst angefixt werden und dann den Stoff vorenthalten bekommen, ist vermutlich deutlich frustrierender als vom Verpassten erst gar nicht viel zu wissen. Entsprechend schwieriger kann sich auch die Kontrolle des Jagdverhaltens im Alltag gestalten. Im Jagdhundekurs fand der Hundeführer es doch noch toll, wenn der Hund ausdauernd hinter der Ente herschwamm oder wenn er ein Kaninchen gebracht hat – warum denn nicht beim Gassi? Außerdem wird im Rahmen der Ausbildung, wie erwähnt, Wild beunruhigt, erlegt und erlegtes Wild für das Training genutzt. Für die Vorbereitung eines Jagdgebrauchshundes auf die Praxis ist dies unumgänglich. Doch wenn der Hund niemals jagdlich eingesetzt wird, dann hat das Wild nur der “Bespaßung” gedient, was absolut inakzeptabel ist. Des Weiteren braucht es für eine vernünftige Ausbildung ein Revier, in dem man regelmäßig mit seinem Hund üben kann und darf. Auch das ist einem Nicht-Jäger regulär nicht gegeben. 

Aber vielleicht hat man eigene Ländereien und wenig Skrupel, Wild unnütz zu verbrauchen? Jagdgebrauchshundeausbildung ist Jagd, damit erkennt der Gesetzgeber die Notwendigkeit der Hundeführung auf der Jagd an und ermöglicht zur Ausbildung für eine tierschutzgerechte Jagd Dinge, die ansonsten so nicht zulässig wären. Für die Jagd braucht man aber einen Jagdschein.

Und wenn der Hundebesitzer einen Jäger kennt? Der könnte den Hund doch (mit) am Wild ausbilden und anschließend mit zur Jagd nehmen? Ja, theoretisch denkbar. Allerdings sollte der Besitzer wissen, dass er selber dann bei seinem Hund nur noch die zweite Geige spielen wird, denn wer Beute mit dem Hund macht, ist aus seiner Sicht der Held. Außerdem ist der Jagdeinsatz für den Hund nicht ungefährlich, schwere Verletzungen und Todesfälle sind zwar insgesamt besehen eher selten, kommen aber vor. 

Also doch selber den Jagdschein für den Hund machen? Auch hier sage ich als Jägerin ganz klar: Nein! Jagd ist weit mehr als die Arbeit mit dem Hund, weit mehr als Beute machen. Es gilt das Revier zu hegen und zu pflegen, auch für Arten, die nicht bejagt werden oder sogar gar nicht dem Jagdrecht unterliegen. Man benötigt dazu umfangreiches Wissen in Fächern wie Recht, Wildkunde, Wildkrankheiten, Naturschutz, Waldbau, Landwirtschaft, Jagdpraxis, Waffenkunde, Schießen und natürlich auch Jagdhunde, des Weiteren Zeit und auch Geld. Der Hund ist also nur eine Facette der Jagd, er dient dieser und nicht umgekehrt. Ein Familienhund hat mehr von seinem Besitzer, wenn dieser die Zeit statt in den Jägerkurs und die Jagd zu 100% in den Hund steckt.

Wenn der Jagdschein aber nicht für den Hund gemacht wird, sondern dieser nur das ehrliche Interesse an der Jagd geweckt hat, dann soll dies Ziel gerne in Angriff genommen werden. Dennoch rate ich davon ab, parallel die Ausbildung des vorhandenen Hundes zu beginnen. Der dann nötige Zeitaufwand ist regulär zu groß, als das was Vernünftiges dabei rauskommt. Doch weder eine mehr schlecht als recht bestandene Jägerprüfung, noch ein halbherzig ausgebildeter Jagdhund sind der späteren Jagd dienlich. Auch weiß man zu dieser Zeit noch nicht, wo es einen jagdlich hin verschlägt, welche Fähigkeiten der Jagdhund also dann benötigt und welche eher nicht. Nicht selten reift im Kurs schon die Erkenntnis, dass der Familienhund rassebedingt und/oder von seinen Anlagen gar nicht zum künftigen Jagdschwerpunkt passt, so dass von seiner Ausbildung abgesehen und ein weiterer Hund angeschafft wird. „Jagd ohne Hund ist Schund!“ sagt man, aber „Jagd mit ungeeignetem Hund ist noch mehr Schund!“

Das Einzige, was ein Jagdhund in Nicht-Jägerhand genauso beherrschen sollte wie seine jagdlich geführten Kollegen, ist der zuverlässige „Gehorsam“ im Zusammenhang mit Wildbegegnungen. Der Weg dahin unterscheidet sich im Bezug auf das Gehorsamstraining nicht. Ansonsten können viele reine Familienhund sehr gut jagdnah ausgelastet werden. In unserem Zusatzmodul unterrichten wir dies in Anlehnung an den eigentlichen Jagdeinsatz der jeweiligen Rassegruppe – und natürlich auch den Weg zum Gehorsam!

Schaue gerne auch in unsere Absolventen-Liste rein, ob ein von uns ausgebildeter Trainer in deiner Nähe ist.

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